— KONZERT
Franz Schubert macht durch seine Vertonung die »Winterreise« ein Jahr vor seinem frühen Tod zu einer musikalischen Grenzerfahrung. Zwischen Natur- und Landschaftserlebnissen sowie Rückerinnerungen an die verlorene Geliebte schieben sich im Laufe der erzählten Wanderung psychische Phänomene wie Sinnestäuschung, Ich-Verlust, Spaltung und Zerfall – eine Grenzerfahrung, die sich sprachlicher Beschreibung entzieht und in die innersten Abgründe des Menschseins führt.
Daniel Holzhauser, Kulturförderpreisträger der Stadt und des Landkreises Landsberg und Rudi Spring, einer der renommiertesten Schubert-Interpreten überhaupt, bieten mit der Winterreise ein Highlight der klassischen Musik auf der Bühne der Alten Brauerei.
Nach einem großen Erfolg der Winterreise in Pasing im Frühjahr 2015 treffen sich die beiden Musiker nun in Stegen wieder, um den Liederzyklus – bestehend aus 24 Liedern für Singstimme und Klavier – zu präsentieren. Das Werk gilt neben dem Zyklus „Die schöne Müllerin“ als Höhepunkt der Gattung des Kunstlieds. Es stellt sowohl technisch wie auch interpretatorisch eine große Herausforderung für Sänger/innen und Pianist/innen dar.
Daniel Holzhauser, geboren in Penzing, sammelte bereits während seines Studiums am LMZ Augsburg erste Bühnenerfahrungen am Theater Augsburg. Von 2015 bis Sommer 2021 war er Ensemblemitglied der Staatsoper Kassel und dort in Premieren und Uraufführungen als Papageno in Mozarts Die Zauberflöte, Schaunard in Puccinis La bohème, Graf Eberbach in Lortzings Der Wildschütz, Steuermann in Wagners Tristan und Isolde, als Vater in Hänsel und Gretel sowie vielen weiteren Werken zu erleben. 2019 gab er sein Debut an der Staatsoper Hamburg. Seit 2022 agiert er als freischaffender Künstler und ist aktuell am Opernhaus Rostock als Schaunard in La Boheme zu sehen. Ab Januar 2023 gibt er dort auch sein Debut in den Lustigen Weibern von Windsor. Er wird regelmäßig für Konzerte, Messen und Oratorien in ganz Deutschland verpflichtet.
Rudi Spring studierte an der Musikhochschule München Komposition und Klavier. 1987 wurde er Lehrbeauftragter der Hochschule, zunächst für Korrepetition, später für Gehörbildung, Analyse und Tonsystematik. Seit 1999 ist er ebendort Dozent für Liedgestaltung. Der Komponist und Pianist hat zahlreiche CDs mit berühmten Solisten aufgenommen und eine Vielzahl von Vokalkompositionen, Instrumentalmusik und Ensemblekompositionen geschaffen. Rudi Spring setzt sich, insbesondere im Rahmen seiner Hochschultätigkeit, für charakteristisches, aber vernachlässigtes Lied-Repertoire ein. Er lebt mit seiner Familie in München.
Tickets: 22 bis 28 Euro zzgl. VVK-Gebühr
Abendkasse: 32 Euro
Veranstaltungsort:
GROUNDLIFT AMMERSEE LIVE STUDIOS
Alte Brauerei Stegen
Landsberger Straße 57
82266 Inning am Ammersee
Als die »Winterreise« erstmals von Franz Schubert im Freundeskreis vorgespielt und gesungen wurde, war die Reaktion durch Befremden geprägt: Sein damaliger Wegbegleiter Schober erinnert sich 30 Jahre später: >Er sang uns nun mit bewegter Stimme die ganze Winterreise durch. Wir waren über die düstere Stimmung dieser Lieder ganz verblüfft und Schober sagte, es habe ihm nur ein Lied, >Der Lindenbaum<, gefallen. Schubert sagte hierauf nur: >Mir gefallen diese Lieder mehr als alle, und sie werden euch auch noch gefallen<. Damit sollte er Recht behalten.
Komponiert hat Schubert den Zyklus in zwei Schüben im Jahr 1827: Als ihm im Frühjahr die Zeitschrift »Urania« in die Hände fiel, in der das erste Dutzend von Wilhelm Müllers (1794-1827) Gedichten enthalten war, begann er sofort, diese zu vertonen. Im Spätsommer desselben Jahres ergänzte er die zwölf weiteren Lieder der endgültigen Fassung, wie Müller sie 1824 als »Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten« veröffentlicht hatte. Der Dichter verarbeitet in seiner »Winterreise« eine autobiografische Episode aus seiner Jugend, während der Zeit der Befreiungskriege. Als freiwilliger Soldat der preußischen Armee stieg er zunächst schnell zum Leutnant auf, wurde jedoch 1814 unehrenhaft aus dem Dienst entlassen, weil er in Brüssel eine Liebesbeziehung mit einer verheirateten jüdischen Frau aus dem feindlichen Lager unterhielt. Im Winter marschierte Müller, gedemütigt und gedankenverloren, rund 750 Kilometer zurück nach